Editor : Was geschah in Erfurt wirklich...



...wie sich Politiker, Lehrer und Sozialwissenschaftler in die eigene Tasche Lügen.

Trauer und Mitgefühl mit den Betroffenen sind wohl ehrliche und angebrachte Regungen, die jeder normale Mensch mit den Opfern des Amoklaufs in Erfurt empfindet.

Schon seit der "Gründung" der Bundesrepublik Deutschland gibt es Schützenvereine, die Ihren Nachwuchs heranziehen. Seit es Pumpaction-Waffen gibt, werden diese auch von Jugendlichen zu Schießübungen auf öffentlichen Schießplätzen benutzt. Spätestens, wenn die jungen Männer den Wehrdienst abgeleistet haben und die entsprechenden Papiere haben, können Sie diese Waffen in jedem Waffengeschäft kaufen. Jahrelang ist dies nicht beanstandet worden und Keiner, der im Besitz solcher Waffen ist hat diese bisher gegen seine Mitbürger eingesetzt. Auf einmal blankes Entsetzen bei den politisch Verantwortlichen.

Unverständlich und empörend sind die Schuldzuweisungen, welche die ganz Schlauen aus Politik, Wissenschaft und Medien sofort parat hatten. Da haben auf einmal das Internet, Computerspiele und Action-Movies schuld am Realitätsverlust jugendlicher Mitmenschen. Da muß auf einmal ein gerade geändertes Schußwaffengesetzt erneut "auf den Prüfstein".

Chaos, Ratlosigkeit und ein Herumkurieren an den Symptomen ! Genau das ist es, was derartige Ereignisse ermöglicht. Derartige Geschehnisse sind die Folgen einer verfehlten Gesellschafts-, Erziehungs- und Sozialpolitik, die ihren bisherigen Höhepunkte in den "Baby-Klappen für ratlose Mütter" (erste in Hamburg) fand. Aus dem Erziehungsauftrag für Lehrkräfte wurde ein unzureichend definierter "Bildungsauftrag". Dabei hat man die menschliche Bildung, die Erziehung zu Courage und Eigenverantwortung offenbar geflissentlich ausgeklammert. Erzieherische Maßnahmen haben sich schlimmstenfalls auf einen Brief an die Eltern zu beschränken. Eltern gibt man gerichtliche Möglichkeiten an die Hand um eine vernünftige Ausbildung ihrer Kinder allen Ernstes zu verhindern. Ein Lehrer ist keine Respektsperson mehr, sondern ein Staatsbediensteter, der den Schülern "Wissen" vermittelt, das sie theoretisch mehr oder weniger für das Berufsleben bilden soll.

Mütter sollen nicht mehr länger nur Mütter sein und sich um die Hausarbeit und Kindeserziehung kümmern, sondern ihr Recht auf Selbstverwirklichung in einem eigenen Beruf wahrnehmen können - unabhängig von - und ohne Rücksicht auf die Kinder, die sie ja irgendwann einmal mit in die Welt gesetzt haben. Nur der kleinste Teil der Eltern ist sich der Verantwortung bewußt, die ihnen aus der Zeugung und der Geburt eines Kindes erwächst. Ganz zu schweigen, von der finanziellen Situation, in die junge Familien geraten, wenn sie nur eine Wohnung suchen. Gerade hier liegt ein Großteil des Übels. Beide Elternteile, deren Finanzen ja nun schon durch den Nachwuchs stark strapaziert sind, MÜSSEN arbeiten um den Lebensunterhalt zu verdienen, denn ein Einkommen geht schon allein für die oftmals horenten Mieten drauf. Unverständlich sind da zum Beispiel die von einigen Gemeinden vorgeschriebenen "Mindestquadratmeterpreise", die ein Vermieter verlangen muß, auch wenn er seine Wohnung weit günstiger vermieten könnte.

Doch nun zu der Gewaltdarstellung in Internet, Computerspielen und Filmen. Diese Argumente als Auslöser für derart dramatische Taten einzelner Gesellschaftsmitglieder lasse ich nicht gelten. Seit es Filme gibt, werden Filme mit gewalttätigen Inhalten gedreht, seit es Spiele gibt, oder besser seit Kinder spielen, gibt es eine gewisse Gewalt in diesen Spielen (Indianer und Cowboy, Räuber und Gendarm, in denen die Kinder mit Holz-, oder heute mit Kunststoffnachbildungen echter Waffen, auf einander schießen). Einige Märchen sind oft grausamer, als das, was in Computerspielen oder Filmen gezeigt wird. Demzufolge müßte ein großer Teil der Weltbevölkerung seit Menschen Gedenken psychopatisch veranlagt sein und in irgendeiner Form früher oder später amoklaufen.

Das kann es also nicht sein. Aber was ist es dann ? Eine Ursache sehe ich definitiv in der kaum mehr vorhandenen Hemmschwelle Gewalt anzuwenden. Doch wodurch ist diese Hemmschwelle auf ein so niedriges Niveau gesunken ? Sicher nicht durch die Darstellung von Gewalttaten von Bitmap-Männchen in Computerspielen im Internet oder auf diversen CDs.

Viel eher durch das von den Medien breit und eindrucksvoll dargestellte Weltgeschehen - die Aktionen unserer Politiker. "Willst Du mir Dein Land nicht geben bombe ich Dich raus"(Kosovo), "schickst Du mir Selbstmordattentäter bombe ich Deine Städte in Schutt und Asche"(Israel), "schlägst Du mir zwei Wolkenkratzer kaputt, mach ich Dein Land und den Rest Deiner Glaubenswelt dem Erdboden gleich"(USA).

Diese Nachrichten mit den entsprechenden Bildern von zeschossenen menschlichen Körpern, plattgewalzten, zerschossenen Autos, Häusern etc. und entsprechende Kommentare, welche die Zuschauer dann auch noch emozional in die "richtige", dem politischen Ziel dienliche Einstellung bringen sollen, sehe ich vielmehr als Grund für ein Absinken der Hemmschwelle vor Gewalttaten als das Internet oder irgend ein Computerspiel.

Hinzu kommt verstärkend die mangelnde Bildung (sowohl der Lehrkräfte, wie der Eltern, denn das Bildungsniveau breiter Bevölkerungsschichten ist ja nicht schlagartig mit der PISA-Studie gesunken) und die Erwerbssituation in den Familien, wo Schule und Eltern keine Zeit und oft auch nicht das Wissen haben, den Kindern diese Vorgänge und die gezeigten Bilder in verständlicher Form zu erklären und die daraus resultierenden Fragen der Kinder richtig zu beantworten.

Solche Berichte werden als ganz selbstverständlich und völlig in Ordnung angesehen. Eine Auseinandersetzung mit dem Gezeigten, ein kritisches Hinterfragen findet nicht statt. In solchen dramatischen Ereignissen wie dem Amoklauf von Erfurt spiegelt sich die doppelte Moral unserer Politiker und unserer gesamten, ach so modernen Gesellschaft wieder, der es wichtiger ist, daß die "Kids" mit Klamotten von Calvin Klein, Turnschuhen von Nike und einem Nokia-Handy in die Schule gehen, als daß man sich den Fragen der Kinder stellt, sich mit ihnen (und den Kindern) befaßt und um sie (die Kinder wenigstens) kümmert, einer Gesellschaft, der ein Shareholdervalue wichtiger ist, als die sechs des Sohnes oder der Tochter im (nur noch) Nebenfach Deutsch, auch wenn die Eltern den Lebensunterhalt für die Familie gerade mal eben so zusammenbringen und in der Hip-Hop- und Techno-Songs nur gut sind, wenn sie möglichst oft die Worte Dick, Cock, Fuck Suck, Pussy und Cunt beinhalten.

Eine Verschärfung von Strafgesetzen, ein immer neues Herumoperieren an einem Grundgesetz, das von seinen Vätern aus ganz bestimmten Erkenntnissen heraus bewußt so entstanden ist und durch dessen Änderungen man langsam aber sicher die ürsprünglichen Gedanken eben dieses Grundgesetzes wieder in ihr Gegenteil verkehrt, ist mit Sicherheit der falsche Weg den unsere Politiker hier beschreiten.

Die Schlüsselworte sind Bildung, Wissen und Fachkompetenz. Bildung und Wissen führen zu Charakterbildung und Unrechtsbewußtsein, die solche Vorkommnisse gar nicht erst entstehen lassen und Fachkompetenz bringt die beruflichen Erfolge, die nötig sind um den Familienunterhalt zu sichern. So, wie dies im kleinen bei der Familie funktioniert, funktioniert es auch im Großen, d.h. bei Firmen, Konzernen, Gemeinden, Ländern und im Bund (denn gesunde starke Familien führen zu gesunden Firmen, Ländern mit ihren Haushalten etc.). Leider zählt jedoch die Fähigkeit zur Schauspielerei mehr, als die fachliche und sachliche Kompetenz, die nötig wäre um einen Posten oder ein Amt auszufüllen, ganz zu Schweigen von Charakter und Zivilcourage.

Wir brauchen keine Politiker, die sich im Fernsehen vor laufender Kamera Schauduelle liefern, damit die Fernsehanstalten ihre Einschaltquoten steigern können, wir brauchen Politiker, die mit Sachverstand, Weitsicht und Courage die anstehenden Probleme im Interesse ihrer Bürger und nicht im Interesse ohnehin falscher Statistiken lösen.

Bei allem Respekt - meine Damen und Herren !

Ihr

Chr. Richter

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